Vorwort

Ziel

Ziel des Theorielehrganges ist der Erwerb des Wissens, das zur sicheren Flugdurchführung erforderlich ist. Die Kenntnisse werden in der Theorieprüfung nachgewiesen.

Diese Ausführungen richten sich an Einsteiger in die UL-Fliegerei, die die praktische Schulung begonnen haben und sich auf die Theorieprüfung vorbereiten. Sie bleiben auf die Anforderungen für UL-Flieger beschränkt und sollen für Anfänger verständlich sein.

Vorgehen

Beim Überlandfliegen muss ein Pilot nicht nur fliegen sondern auch navigieren. Pilot ist auch das englische Wort für Lotse, ein Pilot ist also ein Flieger, der navigieren kann. Beim Navigieren und Fliegen sind luftrechtrechtliche, technische und meteorologische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Über diese Dinge muss ein Pilot erst einmal Bescheid wissen, wenn er einen Flug vorbereitet. Außerdem muss ein Pilot sich in schwierigen Ausnahmfällen zu helfen wissen. Noch besser ist es, diese Situationen rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden.

Um die UL-Theorieausbildung zu strukturieren, ist sie in Themen aufgeteilt:
Luftrecht (LUR), Flugfunk (COM), Technik (TEC), Meteorologie (MET), Navigation (NAV), menschliches Leistungvermögen (MLV), Verhalten in besonderen Fällen (VER) und Pyrotechnik (PYR).
Ich stelle diese Themen in der angegebenen Reihenfolge vor, da sich das als zweckmäßig erwiesen hat. Für die Navigation ist das aus dem oben Gesagten schon klar. Den Flugfunk schließe ich an das Luftrecht an, weil beide Themen thematisch gut zusammen passen. Verhalten in besonderen Fällen und menschliches Leistungsvermögen sind besonders eingängig, wenn schon Erfahrungen in der praktischen Ausbildung gesammelt wurden. Da diese optimalerweise parallel zu Theorieausbildung erfolgt, sind diese am Ende des Theorielehrgangs größer. Die pyrotechnische Einweisung kann als Ergänzung zum Verhalten in besonderen Fällen betrachtet werden, da es hier um den Raketenantrieb des Rettungsgerätes geht.

Ablauf der Prüfung

In allen Fächern ausser Pyrotechnik wird eine schriftliche Prüfung abgelegt. Die Kenntnisse in Pyrotechnik werden nach der Einweisung vom Ausbildungsleiter bestätigt. In den übrigen Fächern werden je 40 Fragen im Multiple-Choice-Verfahren gestellt. Dabei gibt es je vier Antwortmöglichkeiten mit genau einer richtigen Lösung. Es gibt also sieben Fragebögen mit insgesamt 280 Fragen und zu Beantwortung sind pro Fach 30 Minuten vorgesehen. Das ergibt 3,5 Stunden. Die Zeit für die einzelnen Fächer kann man sich in diesem Rahmen selbst einteilen. Bei gewissenhafter Vorbereitung lassen sich die meisten Fächer in 15 bis 20 Minuten abarbeiten. Die Bearbeitung der Navigationsaufgabe ist etwas aufwändiger und beansprucht mehr Zeit. Es kann taktisch zweckmäßig sein, die NAV-Aufgabe am Schluß zu bearbeiten, nachdem man sich durch schnelles Lösen der anderen Fächer einen Zeitvorteil erarbeitet hat.

Die Fragen orientieren sich am Fragenkatalog, sind aber anders angeordnet, so dass sich stumpfes Auswendiglernen des Antwortschemas nicht lohnt. Diese Energie verwendet man besser ins Verständnis.

Bei der Navigationsaufgabe sieht es etwas anders aus. Sie ist zweigeteilt. Die ersten 20 Fragen beziehen sich, wie bei den anderen Fächern, auf den Katalog. Im zweiten Teil wird eine Flugvorbereitung gefordert. Dazu gibt es im Katalog ein Beispiel, das wird aber in der Prüfung nicht verwandt.

Der Ansatz ist lebensnah und praxisorientiert: es wird ein Flug anhand der üblichen Unterlagen vorbereitet und berechnet. Zu diesen Berechnungen werden Fragen gestellt.

Nun ist es so, dass sich bei der Kursberechnung gerne Vorzeichenfehler einschleichen. Das läßt sich nur durch sicheres Können und konzentriertes Arbeiten vermeiden (Fähigkeiten, die ein Pilot haben muss). Bei den falschen Antwortmöglichkeiten sind meist auch Varianten vorhanden, die zu dem falschen Vorzeichen passen. Da die Antworten aufeinander aufbauen und die falschen Antworten zueinander passen, kann sich hier eine ganze Kette falscher Antworten ergeben. Wir wollen hier lernen, solche Pannen zu vermeiden. Schließlich kann so was nicht nur zu einer vergeigten Prüfung, sondern später auch zu einem Flugunfall führen.

Die Erfolgsbilanz bei den Prüfungen zeigt, dass jeder, der sich gewissenhaft vorbereitet, die Prüfung auch besteht.

Bei der Prüfung müssen mindesten 85% der Fragen in jedem Fach richtig beantwortet werden. Bei einem Ergebnis zwischen 75 bis 85% kann es eine mündliche Nachprüfung geben. Sind mehr als zwei Fächer nicht bestanden, muss die gesamte Prüfung wiederholt werden. Bei bis zu zwei nicht bestandenen Teilen kann es in diesen Fächern eine Nachprüfung geben.

Lernempfehlungen

Der Unterricht alleine reicht zur erfolgreichen Prüfung nicht aus. Die Kenntnisse müssen durch Nacharbeiten zu Hause vertieft und gefestigt werden. Zur Erfolgskontrolle kann der Fragenkatolog durchgearbeitet werden. Der ist auch Programm für den Rechner erhältlich.

Es gibt ca. 1400 Fragen im Katalog und diese Fülle ist erst mal abschreckend und überwältigend. Aber es ist zu schaffen. Denn zu besonders wichtigen Themen werden mehrere Fragen gestllt, die auf der gleichen Regel beruhen. So wird das tatsächlich erforderliche Faktenwissen schon überschaubarer.

Erfahrungsgemäß können nach Anhören des Theorieunterichtes schon 60 bis 80% der Fragen richtig beantwortet werden. Für den Rest reicht größtenteils das Nachschlagen im Lehrbuch oder eine Frage an den Fluglehrer oder ein Gespräch mit den anderen Flugschülern. Es bleibt dann ein Bodensatz von widerspenstigen Fragen, der bei ca. 5% liegt. Mit dieser Fehlerquote könnte man die Prüfung schon bestehen. Es ist aber nicht mehr allzu schwierig, sich diese restlichen Fragen genauer anzusehen, um sie auch noch richtig zu beantworten. Letzteres ist aus zwei bis drei Gründen zu empfehlen: Erstens können gerade diese Fragen in der Prüfung massiert vorkommen, zweitens kann es eng werden, wenn man versehentlich eine Frage falsch beantwortet, die man eigentlich gekonnt hat und drittens ist es eine Sache des persönlichen Ehrgeizes, auch die anspruchsvolleren Aufgaben beherrschen zu können.

Kurz und gut: Lernen sollte, bis man alles beantworten kann, die unvermeidlichen menschlichen Aussetzer sorgen dafür, dass sich der Prüfungserfolg bei 95% einpendelt. Durch systematisches Ausfiltern und Bearbeiten der schwierigen Fragen wird das Lerngebirge überschaubar.